1. Die Französische Königliche Monarchie / ist zu dem End von Gott in die Welt gesetzt / damit sie / als eine Regiererin des Aller-Edelsten Volcks / die allgemeine Monarchie des gantzen Europa an sich bringe / und folgends das vollkommene Arbitrium über den ganzen Erdenkreis in Händen haben und führen solle. Auberii in noto tract. p.151, 153, 156. & circa sinem de Delphino loquens. Item der vorherige Bischof zu Ambrun / nunmehr zu Metz / in seiner Harangue an den König daselbst / Anno 1673. Dieser Anfang ist gut / dann ists gleich nicht wahr / so lautet es doch wol: Also mußte man dem Pöbel weiß machen / und ihm die Ohren / das Maul und den Beutel aufsperren / damit er sich etwas von seinem König einbilde.
2. Denn gleich wie nur ein Gott / und ein wahrer Glaub ist / also soll nur ein König / nur ein Regiment / nur ein Gesetz / und solches alles Französisch sein. Un Dieu, un Foy, une loy, une monnoye: Reime dich / Bundschuch!
3. Und weil gegenwärtiger König in Frankreich / Ludovicicus der XIV. hierzu von Gott erwehlet / und darum hierzu mit Recht à Deo datus zu nennen / (Auberii d. p. 151) so ist billich / daß selbiger / zu Bedeutung dieser herrlichen Praedestination und Paeminenz , ein äußerliches Kenn-Zeichen und Symbolum oder Sinnbild führe / seine Vocation udn Meinung dadurch an Tag zu geben. Zu welchem End sich dann nicht füglicher geschickt / als die Sonn; nemlich nach seinem Sinn. Dahero sich mit diesem edlen Geschöpf Gottes / in der Natur nichts / als der König in Frankreich vergleichen läßt: Grilli Cantanti! dessen muß man die Narren überreden. Denn es wird die Erfüllung seiner desseins an ihm mit der Sonn geschehen / wie mit dem Mond an Henrico dem II.
4. Warum? Es ist nur eine Sonn; also soll nur ein Welt-Monarch und dieses der Französische sein. Die sonn ruhet nimmer / also auch die Französische Regier-Sucht. Die Sonn ist feurig und hitzig / also auch der Französische Humor. Die Sonn ist Herrscherin des Gestirns; die Franzosen sollen es sein der Erden / (si Diis placet.) Die Sonn erwecket die Welt / das thut auch das Französische Geld. Die Sonn blendet die Augen: Französisches Geld und Wort das Gemüt. Am Feuer brennt man sich / also auch an den Franzosen. Die Sonnenstrahlen durchdringen das innersten der Erden / mit ihren Kräften: Die Französische Goldstrahlen durchdringen auch die geheimeste Rahts-Kammern der Könige und Fürsten / etc. Wenn wolte nun leugnen / daß der König in Frankreich / nicht das Sinnbild der Sonnen mit Recht führe?
5. Aber Messieurs, avec votre permission, laßt mich auch ein suppositum machen. Phaeton vermaste sich / die Sonn und seines Vatters Wagen zu führen / steckte dadurch die Welt mit Feuer an / und stürzte sich selbst das Verderben. König Ludwig der 14te in Frandckreich / führet die Sonn / unterwindet sich / seines Großvattern große Ratschläge hinaus zu führen / steckt die Christen-Welt darüber mit Feuer, Mord und Kriegs-Brand an. Sollte er sich dadurch nicht eben so wol können stürzen? Wie wird der dermaleins lauten?
Gallicus ehen ! [?] Hic Situs est Phaeton corrus Promotor aviti. Quemsi non tenuuit, magnis saltem excidit ausis !
Dis wird der also schicken / der das deposuit potentes mit allen Welt-Zwingern und Tyrannen / von Anfang der Welt her / auf dem Pariser Glücks-Rad gespielet hat.
6. Hola! Es ist heutigen Tags gefährlich / Propheten abzugeben / man schickt sie ai pazzarelli oder gar in die Bastille. [...]
Machiavellus Gallicus, Das ist: Verwandelung und Versetzung der Seele Des Machiavelli in Ludovicum XIV. dem König von Franckreich : Vorgestellet durch hundert Politische Frantzösische Axiomata, In welchen Der Frantzosen Staats- und Kriegs-Maximen und Practicquen/ welcher sie sich gebrauchen/ Jedem offentlich zu sehen vorgestellet werden. [...] Beschrieben Durch einen Ehrlichen Teutschen / der im Mund und Hertzen / wie einem jeden ehrlichen Teutschgebohrnen und gesinnten / Er sey hoch oder niedrigen Standes / von GHott / Gewissen / Ehr / Geblüt und Pflichts wegen eignet und gebühret / gut Käyserisch / in der Faust aber und Feder gatz nicht gut Französisch ist. Gedruckt im Jahr 1675.
Die Schrift enthält keine Seitennummerierung, der Auszug stammt von S. 3-4.
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Die anonyme Schrift erschien wohl erstmalig 1674 (siehe zu Becher auf unserer Seite Wissenschaft).
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